WELCOME TO THE GANG, LEONIE!

Die eine Hälfte der Welt brennt, die andere Hälfte ertrinkt. Und ich? Ich bin in meiner Babyblase. Es fühlt sich an wie ein Seifenblasen Strom. Ich bin in einer großen Blase, um mich herum viele kleine Blasen, ich kann sie sehen und nehme sie wahr, aber je länger meine Blase reist, desto mehr kleinere Blasen platzen um mich herum. 

 

Im März diesen Jahres habe ich mein erstes Kind bekommen - ja, ein Corona Baby. Unser Start war nicht einfach und die ersten Wochen überschattet von meiner eigenen Gesundheit. Ich habe immer mehr das Gefühl, dass ich diese magische, kuschelige erste Zeit verpasst habe, dass mir die körperliche Kraft gefehlt hat um das alles so richtig genießen zu können. Dafür hole ich das jetzt nach, ich genieße den Sommer und dieses nicht mehr ganz so kleine Baby, was dafür aber mittlerweile umso süßer und lustiger ist.

 

Und während ich den großen Luxus habe dies zu tun geht außerhalb meiner Blase die Welt unter, die Seifenblasen platzen - so fühlt es sich manchmal an. Der Weltschmerz kommt immer öfter, vor allem abends wenn das Baby friedlich schläft und ich auf dem Sofa sitze und versuche zu verstehen. Verstehen, was da gerade passiert, warum es passiert und was ich eigentlich tun kann? 

 

Ich bin schon seit meinem frühen Jugendalter sehr interessiert an den großen Weltthemen. Mit 15 habe ich mich ehrenamtlich in einem internationalen Verein für Jugendbegegnungen im Vorstand engagiert, habe viele europäische und internationale Camps mit gemacht, bin früh alleine gereist, habe Freunde in allen Teilen dieser Welt, habe mich schon immer mit ihren Meinungen und Ansichten ausgetauscht, habe viel über andere Kulturen und Länder gelernt. Das ist meine Welt wie ich sie kennengelernt habe: keine Grenzen, viele Möglichkeiten, großartige Menschen, internationale Freundschaften und vor allem ein wunderschöner Planet. Dass das eine sehr privilegierte Sichtweise ist weiß ich, das habe ich schon früh verstanden. Doch statt sich über diese Privilegiertheit zu schämen, habe ich mich dazu entschlossen sie zu nutzen, meine Stimme, meine Möglichkeiten zu nutzen.

Seit ich ein eigenes Kind habe fällt es mir nicht schwerer dies zu tun, aber es fühlt sich immer nichtiger an. Ist das wirklich alles? Ist es das, was ich ihr später mal sagen werde wenn sie mich fragt was ich eigentlich getan habe um diese Erde zu beschützen? Ich würde gerne mehr tun, wieder aktiver werden, vielleicht sogar auf beruflicher Eben? Bisher habe ich keine Antwort für mich gefunden, aber ich arbeite daran. Eines weiß ich aber ganz gewiss: ich setze große Hoffnung in den 26. September. Denn auch das ist ein Privileg: wählen zu können. Ich hoffe, wir sind uns alle dieses Privilegs bewusst und nutzen es Ende September. Nicht nur für unser hier und jetzt, sondern für unsere Kinder, Enkelkinder und unseren Planeten. Für all die Menschen die dieses Privileg nicht haben und für diejenigen, denen es verwehrt wird. 

 

Während ich diese Zeilen schreibe schläft meine Tochter auf ihrer Krabbeldecke und macht ihren Mittagsschlaf. Ich habe immer mal wieder verliebt rüber geschaut und sie beobachtet, wie sie im Schlaf lustige Grimassen zieht. 

So fühlt es sich für mich aktuell an: die online Welt in der ich versuche aktivistisch zu sein und meinen Weltschmerz immer wieder vorgeführt bekomme und meine eigene kleine offline Welt, in der ich einfach nur diesen süßen kleinen Menschen bewundere und genieße. Und eines Tages werde ich es schaffen beides zu verbinden, bis dahin lebe ich noch ein bisschen in meiner Seifenblase, sie schaut gerade so schön aus mit den Sonnenstrahlen.