WELCOME TO THE GANG, ANNE!

Was Gleichberechtigung für mich bedeutet, wurde mir erst bewusst, als ich als junge Frau in einem Beruf, den die Gesellschaft als typischen Männerberuf betitelt, angefangen habe zu arbeiten und ich die Bedeutung von Gleichberechtigung für mich definieren musste.

Den Unterschied zwischen Mann und Frau prägt die Gesellschaft, die Familie, die Kultur, in der man lebt. Bis man selbst an den Punkt kommt, seine eigene Definition zu finden, dauert es unterschiedlich lange. Natürlich hat mir die Pubertät, sowie der Anatomieunterricht die Unterschiede zwischen den Geschlechtern aufgezeigt, was es allerdings emotional bedeutet, gleichberechtigt zu sein, haben mir die Erlebnisse und Erfahrungen gezeigt.

Was bedeutet es als Frau im Rettungsdienst zu arbeiten?

Öffnen wir einmal eine KLISCHEE Schublade:

„Können Frauen so viel und so schwer tragen wie die Männer?“ „Männer sind das stärkere Geschlecht“, „Können Frauen so stark sein wie die Männer?“ „Werden Frauen nicht Krankenschwestern und Männer Ärzte?“ „Männer gehen arbeiten, die Frauen nehmen Elternzeit“ „Frauen sind emotionaler und feinfühliger als Männer“ „Vollzeit arbeiten mit Kindern können nur Männer“

In meinem Kopf wurde dieser eine Gedanke immer präsenter:

Warum muss man einen Unterschied machen zwischen den Geschlechtern?

Geht es nicht um jeden Menschen einzeln, als Individuum?

Heißt Gleichberechtigung nicht, dass jede*r „gleich berechtigt“ ist oder das „gleiche Recht“ hat? Heißt es, wenn eine*r stark ist, der andere schwach sein muss?

Bei Gleichberechtigung ist es ein bisschen wie mit Bedürfnissen, diese beiden sind so individuell, man würde sie gerne messen oder vergleichen, aber das ist nicht möglich und vor allem nicht nötig.

Ich lebe meine Definition von Gleichberechtigung in allen Lebenslagen, als Mutter von drei Kindern, Ehefrau, Freundin, Notfallsanitäterin, Kollegin, Vorgesetzte und als Mensch, dem man begegnet.

Ich habe in 17 Jahren im Rettungsdienst so viele unterschiedliche, fabelhafte und außergewöhnliche Menschen kennengelernt und für mich bedeutet Gleichberechtigung, jede*n darin zu bestärken, für sich und seine Gefühle einzustehen. Ab von Schubladen und Klischees, auch wenn das immer der einfachere Weg zu sein scheint. Ich habe in all diesen Jahren die Erfahrung gemacht, dass wenn man anderen Menschen Gleichberechtigung entgegenbringt, diese auch zurückgespiegelt bekommt. Nicht immer, aber oft.

Das Gefühl, aufzuzeigen, wie leicht es ist, gleichberechtigt zu sein, wenn andere es auch sind, ist ein Geschenk das nie an Zauber verliert.